Manifest
Wir – das Institut für Affirmative Sabotage – kurz IAS – möchten Wissenschafts- und Kulturbetriebe machtkritisch sabotieren.
Der Duden definiert Sabotage als eine „absichtliche [planmäßige] Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit politischer, militärischer oder wirtschaftlicher Einrichtungen durch [passiven] Widerstand, Störung des Arbeitsablaufs oder Beschädigung und Zerstörung von Anlagen, Maschinen o.Ä.“.
bedeutet
Aneignung
Statt einer systematischen Zerstörung setzt die Affirmative Sabotage setzt darauf, dass es doch möglich und notwendig ist, sich Instrumente und Theorien des hegemonialen Diskurses für eine kritische Intervention anzueignen. Es handelt sich dabei nicht um eine standardisierte Widerstandsstrategie. Nein, eine Affirmative Sabotage ist stets kontext- und akteur:innenspezifisch und von der Handlungsmacht einzelner Subjekte abhängig.
Mit dem Konzept der Affirmativen Sabotage zeigt Spivak auf, dass sowohl mit als auch gegen die Aufklärung gearbeitet werden muss. Das heißt zum Beispiel, mit und gegen Schillers Verständnis von ästhetischer Bildung zu arbeiten. Dies stellt wiederum einen Widerspruch dar bzw. nach Spivak ist es ein double bind, den es gilt, lieben zu lernen. Auch im Kontext des IAS gilt es, mit und gegen die Werte der Aufklärung zu arbeiten.
Double Bind bedeutet eine Anerkennung der unauflösbaren ambivalenten Situation , dass diversifizierende Transformationsprozesse gleichzeitig mit der Machtstabilisierung einhergehen. Double Bind hilft, um mit den paradoxen Anforderungen in Zeiten der Globalisierung umgehen zu lernen.
Als Erinnerung,
dass wir da sind.
Als Warnung,
dass wir Viele sind.
Die Schale des Granatapfels wurde traditionell als Farbstoff genutzt. Auch das IAS färbt ab und markiert eurozentrische Praktiken und Dynamiken, macht diese sichtbar und schlägt Alarm.
Brechen wir den Granatapfel auf, finden wir unzählige Granatapfelkerne vor. Wenn der Granatapfel eine kollektive Waffe und Widerstand darstellt, so stehen die Granatapfelkerne für die Individuen, die sich eng zusammen in der Masse zu einem Kollektiv formieren. Die Kerne können gleichzeitig für die verschiedenen Strategien der Affirmativen Sabotage stehen.
Der Granatapfel
ist
eine kollektive Waffe.
Der Granatapfel
bedeutet
Widerstand.
So können wir uns künstlerischen Mittel für eine kritische Intervention aneignen wie etwa das Umschreiben von eurozentrischen Kanontexten, das Besetzen von Räume innerhalb der hegemonialen Institutionen, um so vorhandene Ressourcen für unsere Zwecke umverteilen. Gleichzeitig lernen und bauen wir auf vergangene Praktiken von Widerstandskämpfer:innen.
Wir lassen uns nicht
tokenisieren.
Beim Granatapfel handelt es sich um eine Pflanzenart, die nicht eindeutig einer Familie zugeordnet werden kann. Genauso sind auch unsere Diaspora-Identitäten mehrdimensional und nicht kategorisierbar. Sie entziehen sich jeglichem Labels. Auch wir lassen uns nicht in Schubladen stecken, wir lassen uns nicht tokenisieren.
Die Affirmative Sabotage ist
eine Störung der Harmonie.
Sie stört und zerstört.
Wir arbeiten mit und gegen
das Theater.
Wir arbeiten mit und gegen
die Wissenschaft.
Wir arbeiten mit und gegen
Diversitätspolitiken.
Wir arbeiten für uns.